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In der okkupierten Stadt

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   Äàëåå, äëÿ ìîèõ íåìåöêîÿçû÷íûõ âíóêîâ, ñëåäóåò ïåðåâîä ýòèõ âîñïîìèíàíèé î áëîêàäå íà íåìåöêèé ÿçûê.
  
  
   In der okkupierten Stadt
   Erinnerungen an die Blockade Leningrads
  
   1.Unser Kampf mit den Panzern
  
   Nach dem Angriff auf die UdSSR im Juni 1941 hatten Hitlers Angriffstruppen Ýber tausend Kilometer zurÝckgelegt und standen drei Monate spÄter im September vor Leningrad und Moskau.
   Ihre Hauptkraft zu Lande waren ihre Panzerdivisionen, die fast ohne Hindernisse wie eine Stahl-Lawine mit Klirren und DrÆhnen auf unserem Boden vorstießen. Man musste sie mit Handgranaten und Flaschen mit entflammbarem Inhalt bekÄmpfen.
   Es gab aber auch eine andere Methode der Panzerabwehr: Panzersperren-GrÄben. Dort begann meine Teilnahme an der Verteidigung der Stadt Leningrad.
   Gegen Ende August 1941 nÄherten sich die deutschen Truppen der Stadt von Norden und SÝden her. Es blieben lediglich Tage bis zur vollen Einschließung und Blockade. Am Nordufer des Finnischen Meerbusens kamen die Faschisten nach Sestrorezk. Hier wurden auch die ersten Panzerabwehr-GrÄben gebaut.
   Aus der ZivilbevÆlkerung, einschließlich SchÝler und Alte, wurden Selbstschutztruppen aufgebaut. Die einen mussten GrÄben ausheben, die anderen hielten bei Nacht Wache und sollten rechtzeitig vor der Gefahr von Sabotagegruppen und einzelnen Saboteuren warnen. Noch andere -- meistens SchÝler -- bereiteten sich auf die Panzerabwehr vor.
  
   2. Die Blockade
  
   Anfang September 1941 war der Ring der feindlichen Truppen um Leningrad geschlossen. Die Deutschen drangen zum Nord- und SÝdufer des Ladogasees vor und schnitten dis; Eisenbahnverbindungen und die Zufahrtsstraßen ab.
   Unsere Truppen verfÝgten nur noch Ýber jeweils einen kleinen BrÝckenkopf am West- und am Ostufer des Sees, so konnte die Verbindung zum Hinterland nur Ýber den Wasserweg gehalten werden. Doch die deutsche Luftwaffe, die die Lufthoheit vollstÄndig innehatte, versenkte den grÆßten Teil der vorhandenen Schiffsflotte, die sich bemÝhte, militÄrische AusrÝstung und Lebensmittel nach Leningrad reinzubringen und die ZivilbevÆlkerung, vor allem Familien mit Kindern, und Verwundete rauszubringen.
   Der Hunger begann fast sofort, nachdem die Lebensmittellager verbrannt waren. Die Tagesration fÝr Brot auf den Lebensmittelmarken wurde auf 150 g und bald auf 125 g herabgesetzt. Menschen fielen auf den Straßen tot um. Die Zahl derer, die vor Hunger starben, war grÆßer als die Zahl derer, die bei Bombenangriffen oder Artilleriebeschuss ums Leben kamen.
   Es wurde immer schwieriger fÝr die Luftschutz-Nachtwache, auf die DachbÆden zu klettern, denn die AufzÝge funktionierten nicht mehr. Sie hatten keine Kraft mehr, um den ZÝnder mit einer speziellen eisernen Zange zu ergreifen und durch das Dachfenster oder in den "Sandkasten" zu werfen. Oft kamen sie von den DachbÆden nicht mehr zurÝck.
   Die Leningrader litten sehr unter dem Beschuss durch die deutsche schwere Artillerie. Es war viel leichter, die zwar sehr bedrohlichen und zerstÆrerischen, aber dennoch kurzen Luftangriffe zu ertragen als den schweren Artilleriebeschuss.
   Nach der Entwarnung konnte sich die BevÆlkerung etwas entspannen. Die Erwartung des Untergangs wurde bis zum nÄchsten Feindangriff "vertagt". Artilleriebeschuss dauerte jedoch tagelang. Dies fÝhrte zu weniger ZerstÆrungen, doch jede Sekunde, kÆnnte tÆdlich sein. Das hat die Leute psychologisch fertiggemacht.
   Die unmittelbare Gefahr der ErstÝrmung von Leningrad wurde also abgewendet. Doch die Deutschen suchten immer noch nach Schwachstellen in der Verteidigung der Stadt, und hier und da bestand schon noch die Gefahr eines Durchbruchs.
   Der Schulunterricht wurde fast komplett eingestellt. Kleinere SchÝlergruppen verschiedenen Alters sammelten sich in einem Klassenraum, wo es die wenigsten zerbrochenen Fensterscheiben gab, und hÆrten einem oder zwei Lehrern zu, die im Sitzen mit gedÄmpfter Stimme etwas zu ihren FÄchern erklÄrten, wobei sie den Raum mit ihrem Atem "erwÄrmten".
   Eines Tages kam wÄhrend des Unterrichts ein erschÆpfter Mann in den Klassenraum. Er bat die Lehrerin um Erlaubnis und fragte uns dann: "Wer von euch kann etwa 7 km laufen?" Einige SchÝler erhoben sich. Die MÄdchen sollten sich gleich wieder setzen.
   Es gab zu jener Zeit mehr MÄdchen als Jungen in der Schule. Der Hunger hat die Jungen weit mehr dezimiert. Bekanntlich funktioniert der weibliche Organismus weniger kraftvoll, doch Ækonomischer.
   Das GesprÄch wurde also nur mit den Jungen fortgesetzt. Es stand fest, dass die Feinde einen Ort in der Verteidigung ausfindig gemacht hatten, wo es fast keine regulÄren Truppen gab. Und nach den Angaben der AufklÄrung wurde dort eine Panzer-Kolonne hingeschickt.
   Die Seele sang vor GlÝck! Endlich konnten wir kÄmpfen in den Reihen der ruhmreichen Roten Armee! Wie groß war jedoch unsere EnttÄuschung, als wir am besagten Ort in der NÄhe der Kirov-Fabrik statt kÝhner KÄmpfer in Schutzhelmen und SoldatenmÄnteln Ältere abgemagerte MÄnner in PelzmÝtzen und Wattejacken sahen. Dies waren einfache Arbeiter, die sich mit Panzerabwehrwaffen in die Ruinen gelegt hatten. Etwa zehn-fÝnfzehn Meter von jedem von ihnen entfernt befanden sich Kisten mit Munition. Genau diese Munition sollten wir - jeweils 2-3 StÝck - im Kriechen zur Position des KÄmpfers bringen.
   Unsere Hilfe kam rechtzeitig. Etwa nach einer halben Stunde begann der Angriff. Die Panzer nahten sich nicht in einer Kolonne und nicht in einer Frontlinie, sondern in Keilformation.
   Erde und Luft bebten vom LÄrm der Motoren. Aber am schrecklichsten war nicht dieser LÄrm und nicht das Feuer, das sie aufs Geratewohl gegen die Ruinen schossen, sondern das Klirren der KettenrÄder.
   Dieses GerÄusch hatte einen lÄhmenden Effekt. Allerdings wurde diesmal der Abwehrkampf von einem Mann geleitet, der schon einige Kampferfahrung hatte. Ich beobachtete mit Schrecken, wie die Panzer nicht nur voll auf unsere Position zukamen, sondern sogar einige durchbrachen. Und das Abwehrfeuer kam und kam nicht. PlÆtzlich kam aus den Ruinen ein leiser Knall, und der Turm des Haupt-Panzers sprang in die Luft. Das war ein Meisterschuss! Der Schuss danach durchbrach die Panzerung, und es gab eine komplette Detonation!
   Nach ein, zwei Sekunden hielten die folgenden zwei Panzer an. Und -- oh Wunder -- die restlichen Panzer krochen erst hin und her und begannen dann, sich zu entfernen. Da ich die Panzer beobachtete, merkte ich nicht sofort, dass mein Arbeiter die Hand hochhielt, was bedeutete, "Bitte mehr Geschosse!". Ich steckte drei Geschosse in die Einkaufstasche und brachte sie kriechend zur Position. PlÆtzlich explodierte in der NÄhe ein deutsches Geschoss. Ich vergrub mich in den Boden. Ich wurde nicht verletzt und nicht von Erde ÝberschÝttet.
   Ich kam zu mir und kroch weiter. Der Schießstand, dem ich mich nÄherte, war ein Haufen kaputter Ziegel. Nicht weit davon lag ein blutiger Filzstiefel, aus dem der Rest eines Beines zu sehen war. Ich sah mich um und stellte fest, dass ich nicht an der richtigen Stelle angekommen war. Mein Arbeiter befand sich etwa 30 m links davon entfernt. Meine KrÄfte ließen nach, und ich kam nur sehr langsam voran. Da war endlich der Schießstand! Doch auf meinen Ruf gab der Arbeiter keine Antwort. Sein Kopf lag seitlich auf dem Gewehr. Seine rechte Hand befand sich am Abzug. Er war tot. Er hatte keine Verletzungen. Dieser Krieger in Zivil starb einfach an Auszehrung.
   Seltsamerweise versuchten die Deutschen nicht mehr, diesen Verteidigungsabschnitt anzugreifen, und wir konnten nach Hause.
   Ende August kam die deutsche Vorhut bis Sestrorezk, nÆrdlich von Leningrad an der Ostsee, und die BevÆlkerung musste schnell nach Leningrad evakuiert werden. Doch wo sollten sie leben? Die Evakuierungspunkte in den Schulen waren ÝberfÝllt von FlÝchtlingen aus den von den Deutschen besetzten Gebieten. Unsere Wohnung Ýbergab man nach den "SÄuberungen" von 1937 einem hiesigen proletarischen FÝhrer.
   In Leningrad lebten der Ältere Bruder von Vater, Onkel Andrej, und seine jÝngere Schwester, Tante Grunja. Sie und ihre drei Kinder hatten zwei Zimmer in einer WG-Gemeinschaftswohnung. Ihr Ehemann war an der Front, und sie trat ein Zimmer unserer Familie ab: meine Mutter, meine Großmutter und ich. Mein Vater und mein Älterer Bruder waren ebenfalls in der Armee.
   Doch sehr bald traf eine Bombe eine Ecke unseres Hauses. Diese Ecke wurde ganz abgerissen, doch das Haus selbst blieb stehen. Doch wegen gefÄhrlicher Risse in den WÄnden mussten wir zu Onkel Andrej umziehen. Er arbeitete als leitender Fachmann bei irgendeinem Verteidigungs-Betrieb und war vom Fronteinsatz befreit.
   Onkel Andrej hatte eine abgeschlossene große Wohnung, aber auch eine große Familie von acht Personen. Jetzt wohnten hier bereits vierzehn Personen, allerdings nicht sehr lange. Hunger, vereiste Fenster und WÄnde und das Fehlen von Wasser taten das Ihre. Wasser bekamen wir von dem Schnee, den wir innen von den Fenstern abkratzten, der in dicken Schichten innen an den Fensterscheiben hing. Die Kleinen starben als erste. Alle Bewohner versammelten sich in einem, dem grÆßten Zimmer, in dem ein kleiner Kanonenofen war. Die MÆbel aus den verlassenen Zimmern und aus der KÝche und die TÝren dienten als Brennholz.
   Onkel Andrej war genauso wie wir ein BÝcherliebhaber. Dieser Umstand war unsere Rettung. Die vereisten MÆbel ließen sich schwer mit den StreichhÆlzern anzÝnden, nicht einmal wenn sie zu Kleinholz-SpÄnen zerkleinert worden waren. Wir mussten sie mit Hilfe von Papierdochten anzÝnden, die wir aus BÝcherblÄttem gerollt hatten. Jedes Mal, wenn wir zu den Regalen mit den BÝchern kamen, schoben wir Puschkin und Lermontov immer weiter zur Seite... Puschkin und Lermontov sollten Ýberleben!
   Sehr gequÄlt wurden wir von Hunger-Halluzinationen. Vor meinen Augen erschienen stÄndig sieben Teller mit Brei: Grießbrei, Buchweizenbrei, Reisbrei, Haferbrei, Perlgraupenbrei und Linsenbrei. Ich konnte mich nie entscheiden, mit welchem ich anfangen sollte, und das war schwer zu ertragen!
  
   3. Der Weg des Lebens
  
   Im Februar 1942 waren im Zimmer vier Personen Ýbriggeblieben: unsere Familie und Onkel Andrej, der sich nicht mehr vom Bett erhob und hustete. Es ist nicht zu begreifen, woher meine Mutter die Kraft nahm, um tÄglich zum Brotladen zu gehen und Brot gegen Brotkarten zu bekommen. Unsere Tage waren gezÄhlt.
   So Anfang Februar gegen Morgen hÆrten wir GerÄusche von einem Auto, das anscheinend im Schnee herumfuhr. æffentliche Verkehrsmittel verkehrten in Leningrad lÄngst nicht mehr. Der erste Gedanke war: " KÆnnten die Deutschen doch die Stadt erobert haben?" Doch kurze Zeit spÄter hÆrte man Stimmen im Treppenhaus. Wiederholt hÆrten wir rufen: "ist hier jemand am Leben?" Mama kroch zur TÝr und antwortete. Einige Leute in Uniform nahmen uns unter die Arme, fÝhrten uns in den Hof und setzten uns in den Schnee; danach brachten sie Matratzen, Decken und Teppiche aus der Wohnung, wickelten uns in das alles ein und fuhren uns zum FinnlÄndischen Bahnhof, wo sie uns in den Zug setzten. Wir verstanden, dass wir evakuiert waren. Unter FreudentrÄnen fragten wir: "Liebe Leute, kann es denn wahr sein, dass die Blockade zu Ende ist?" - "Nein," war die Antwort, - "Noch nicht, aber es gibt eine LÝcke." Diese LÝcke war die "Straße des Lebens" Ýber das Eis des Ladoga-Sees.
   Gegen Abend kamen wir am Ufer an. Es schneite. Wir wurden aus den Eisenbahnwagen in LKWs umgelagert. Bis zum Hals wurden wir mit Stroh zugeschÝttet und mit einer Zeltplane zugedeckt, dann fuhren wir los. Wir hatten GlÝck. Bei klarem Wetter wurde die Straße heftig von den Deutschen bombardiert. Die Flugabwehr-Stellungen entlang der Straße konnten dann nicht viel ausrichten. Tief hÄngende BewÆlkung und Schnee gaben uns aber Deckung. Bei diesem Wetter flog die deutsche Luftwaffe nicht. Die Gefahr steckte woanders. Der Schneesturm bedeckte den Weg und auch die EislÆcher, die von den deutschen Bomben im Eis entstanden waren.
   Unser Wagen war der zweite in der Kolonne. Bis zum Ufer blieb weniger als ein Kilometer, als der erste Wagen in einem Augenblick unter Wasser verschwand. Unser Fahrer trat auf die Bremse, aber der LKW rutschte weiter Ýber das Eis. Als er an den Rand des Eislochs kam, war die Geschwindigkeit schon viel kleiner. Die vorderen Reifen rutschten trotzdem vom Eis und blieben Ýber dem Wasser hÄngen; der LKW setzte auf der Karosserie auf, und wir hielten endgÝltig an. Die Flak-Helfer eilten uns zu Hilfe, trugen uns auf die anderen LKWs,S markierten mit FÄhnchen die gefÄhrliche Stelle, und dann konnten wir ohne weitere ZwischenfÄlle zum Festland weiterfahren.
   Gleich am Ufer befand sich ein Klubhaus fÝr Kolchos-Bauern, das in einen Evakuierungspunkt umfunktioniert worden war. Dort war gut geheizt. Die Leute wurden aus den Teppichen und Decken ausgepackt. Man gab uns leicht gesÝßtes heißes Wasser. Wir fÝhlten uns wie im Paradies.
   Die ausgezehrten, erfrorenen und von dem andauernden Stress ermatteten Blockade-ýberlebenden wÄrmten sich auf, tranken sich satt und fÝhlten sich schließlich in Sicherheit, dann fielen sie in einen tiefen Schlaf.
   Man hatte das Personal offensichtlich gewarnt, dass wir nicht gleich normales Essen bekommen dÝrften, aber sie hatten keine konkreten zeitlichen Anweisungen. Deshalb gab man uns am nÄchsten Morgen, als wir die Fahrt in GÝterwagen antreten sollten, heißes Wasser, 200 g richtiges Weizenbrot, zwei StÝckchen Zucker und ein StÝck fette gerÄucherte Wurst.
   Mama gab meiner Oma und mir jeweils 100 Gramm Brot, ein StÝck Zucker und eine ganz dÝnne, fast durchsichtige Scheibe Wurst. Den Rest versteckte sie. Ich weinte, die Großmutter fing an zu lamentieren: ?Annalein, was machst du mit uns?! Willst du etwa die Blockade fortsetzen?!" Aber Mama blieb standhaft.
   Bald nachdem der Zug abgefahren war, hatten die Menschen starke Bauchschmerzen. Durchfall und KrÄmpfe. Viele starben unter Qualen. Zu unserem großen Bedauern hatte die Oma ihre von Mama versteckte Portion doch gefunden und gegessen. Sie ereilte das gleiche Schicksal wie die anderen.
   Nach einigen Tagen hielt der Zug an. Es waren SanitÄtsmaßnahmen geplant. Der Gestank aus unseren Waggons war unbeschreiblich.
   Unter freiem Himmel, im Schnee, standen große Kessel zum Wassererhitzen. Daneben -- einige Kabinen aus Zeltplanen. Darin befanden sich DuschkÆpfe, zu denen durch SchlÄuche das heiße Wasser aus den Wasserkesseln geleitet wurde. Wir wurden zu einer Kabine gefÝhrt, entkleidet und dann zu einer Dusche gefÝhrt.
   Nach dem Krieg sah ich Æfter Fotos von HÄftlingen in Auschwitz. Das Aussehen derer, die die Blockade Ýberlebt hatten, war kaum besser. Sie waren wie Skelette, die sich selber fortbewegten, bis zur Taille verschmutzt mit angetrockneten FÄkalien. Beim ersten Anblick war es schwer, das Geschlecht eines Menschen zu erkennen. Bei den Frauen konnte man nichts an ihrem Brustkorb erkennen, und bei den MÄnnern sah man nichts zwischen den Beinen.
   Die Leute wuschen sich kaum. Sie standen unter dem warmen Wasserstrahl, mit einem unbeschreiblichen GlÝcksausdruck auf dem Gesicht. Denen, die sich kaum bewegen konnten, halfen die SanitÄterinnen in GummischÝrzen, wuschen sie und brachten sie zur nÄchsten Kabine, wo man ihnen die heiße Kleidung aushÄndigte, die durch die Entlausung gegangen war. Ich habe spÄter nie glÝcklichere Gesichter gesehen.
   Wir wurden in den BauemhÝtten bei den Dorfbewohnern einquartiert. Die Leute starben immer noch an Dysfunktion des Verdauungsapparates. Doch gab es keinen registrierten Todesfall aufgrund einer ErkÄltung, obwohl wir einige Zeit draußen nackt verbracht hatten. Zum FrÝhling hin hatten wir etwas zugenommen und hatten uns etwas erholt. Wer wollte, konnte weiter nach SÝden evakuiert werden, nach Taschkent oder Alma Ata. Mama stimmte sofort zu, nach Alma Ata zu fahren.
   Die Verteidigung Leningrads ist ein einmaliges PhÄnomen in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt verteidigten nicht nur halb verhungerte, mangelhaft ausgerÝstete Truppen, sondern auch die vor Hunger sterbende BevÆlkerung. einschließlich Kinder und Greise.
   Als Patriot von Leningrad und gebildeter Mensch wage ich zu behaupten: Wenn die Leningrader nicht standgehalten hÄtten, wÄre das Schicksal Europas anders verlaufen. Denn wÄre die Stadt Ýbergeben worden, dann wÄre eine große Anzahl der freigewordenen faschistischen Truppen von Nordwesten nach Moskau vorgedrungen, und die Lage der Hauptstadt wÄre katastrophal gewesen. Mit dem Fall Moskaus wÄre der Weg zum Ural und weiter hinter den Ural offen gewesen. Dann hÄtte der Faschismus den Sieg Ýber ganz Europa gefeiert.
   Auf diese Weise retteten die Leningrader nicht nur eine wunderschÆne Stadt, eines der Zentren der europÄischen Kultur, sondern auch ganz Europa vor der faschistischen Pest.
   Heute ist die europÄische Zivilisation wieder unter tÆdlicher Bedrohung, aber von einer anderen, unerwarteten Seite. Immer noch aktuell ist der Aufruf von Julius Fucik (1903-1943): "Menschen, ich hatte euch lieb, seid wachsam!"
  
  
  

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